Geschichte und mehr

Ergänzungen zur Geschichte von Atzenhausen
1. Aus den Kirchenbüchern (wird weiter fortgesetzt)
2. Zur Geschichte der Häuser in Atzenhausen und ihrer Bewohner (Karte wächst, noch zu komplettieren)
3. Was die Dorfältesten wissen (noch zu erstellen)
4. Brauchtum. Wie es früher war. (wird weiter fortgesetzt)

1. Aus den Kirchenbüchern.

Kirchenbuch gefunden!

Im Oktober 2001 fand der landeskirchliche Archivordner Jörg Girmann, unser Mitglied, im Pfarrarchiv Meensen ein bisher unbekanntes Kirchenbuch, das zur Kirchengemeinde Atzenhausen/Dahlenrode gehört. Es war bisher nicht bemerkt worden, weil der Band hauptsächlich die Kirchenordnung des Herzogs Julius von 1569 enthält.
Ihr sind aber 68 Blätter angebunden worden, auf denen dann ab 1594 die in der Kirchenordnung vorgeschriebene Eintragung der Amtshandlungen erfolgte. Solche Verbindungen von Kirchenordnung und Kirchenbuch kommen vereinzelt vor; im Raum Göttingen z.B. auch in Kerstlingerode. Das Buch ist jetzt restauriert und kann im Kirchenbuchamt Göttingen eingesehen werden.
Die Führung des Kirchenbuches durch die Pastoren in Atzenhausen erfolgte lückenhaft und nicht immer übersichtlich - also nicht nach Amtshandlungen und den Orten Atzenhausen und Dahlenrode getrennt -, die Getrauten fehlen.
Nur Konfirmanden und Kommunikanten stehen einzeln.
1634 wurde die Pfarre Atzenhausen mit Meensen verbunden, worauf die Eintragungen 1635 enden.
Erst nach einer größeren Lücke begann der Meenser Pastor ein, „Verzeichnis was sich in Kirchen- und Pfarrsachen zu Atzenhausen und Dahlenrode de Anno 1668 an begeben" hat.
Auch hier sind Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Kopulationen in der gleichen Weise wie oben verzeichnet. Es folgen dann noch einzelne Taufeinträge: 1692, 1698, 1710, 1711.
Zusammengefasst sind in dem Kirchenbuch enthalten:
Getaufte 1594 - 1635, 1668 - 1678, 1692 (1 Eintrag), 1698 (1), 1710 (2), 1711 (2),
Getraute 1670 - 1678,
Begrabene 1598 - 1626, 1668- 1678, 1711, 1713 (3)
Konfirmierte 1595, 1601, 1612,1670, 1671,
Kommunikanten 1598, 1608-1609.
Karl Heinz Bielefeld
Aus dem Mitglieder-Info Nr. 9 der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Göttingen e.V. Mai 2003

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2. Zur Geschichte der Häuser und ihrer Bewohner

Atzenhausen hat sich entwickelt und es wächst weiter. Dieses Prozess soll die Chronik dokumentieren. An dieser Stelle soll die Chronik eine Karte enthalten. Auf dieser Karte ist das Baujahr jedes Hauses vermerkt und die Namen der Erbauer/Eigentümer/Bewohner. Ein Fragebogen dazu wird bis zum Sommer an alle Haushalte verteilt. Wer schon einmal schauen möchte: Fragebogen.

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4. Brauchtum aus Atzenhausen

Während seiner Dienstzeit als Heimatpfleger in Atzenhausen, hat Friedrich Washausen Bräuche, Sitten, Aberglauben und anderes dokumentiert. Er schreibt:

Martinstag:
Dieser war ein freier Plündertag in den Obstgärten: Die Jungen schüttelten alle Bäume, die noch Früchte trugen. Das Obst wurde mit nach Hause genommen.Eine kennzeichnende Redensart zum gleichen Tag: "Martini schlachtet dei kleine Mann sien Schwien in." (Dann waren die selbst geernteten kleinen Futterkartoffeln verbraucht und die dicken Kartoffeln brauchte man notwendig für die Ernährung der Familie.)

“12 heiligen Nächte":
In diesen gingen die Alten in den Obstgarten und schüttelten (24.12.- 06.01.) die Bäume, um eine reiche Obsternte zu bekommen.

Weihnachten:
Noch um die Jahrhundertwende, war es hier und in der Umgebung so der Brauch, in allen Häuern wurde am Abend vor Heiligabend von den Eltern der Weihnachtsbaum geschmückt, nachdem man die Kinder zu Bett geschickt hatte. Der Christbaum wurde mit Äpfeln, Nüssen, Keksen, Papierrosen und Papierketten geschmückt. Unter den Christbaum wurden 3 Gaben gelegt, die auch eine Bedeutung hatten:
- ein Knust Brot, dann hatte die Familie das ganze Jahr Brot,
- etwas Hirse, dann ging der Familie das Geld nicht aus,
- etwas Salz, dann blieb die Familie von Krankheit verschont.
(Bei der letzteren der drei Gaben, wusste man nicht mehr genau, ob es sich um Salz gehandelt hat.)

Von 12 - 1 Uhr nachts, läuteten die Kirchenglocken in 3 Schauern das Weihnachtsfest ein. Um 6 Uhr war Frühgottesdienst, wobei der Christbaum hell leuchtete. Nach dem Gottesdienst fand in den Häusern die Bescherung statt. Die Familie blieb beim Kaffeetisch in feierlicher Runde zusammen. Ein kräftiges Frühstück schloß sich an, das Mittagessen jedoch fiel aus.
Als besondere Delikatesse schätzten die Erwachsenen den in Schnaps eingeweichten Honigkuchen aus eigener Herstellung. "Tau Wiehnachten wärd innebrocket", hieß es damals im ganzen Dorf.
Zum "Heiligabend" dann, schlossen sich kleine Trupps junger Burschen zusammen, verkleideten sich als Weihnachtsmänner, hatten Rutenbündel in den Händen und zogen am Heiligabend gabenheischend von Haus zu Haus. Mit ihren Ruten klopften sie an Türen und Fenster. Drohend fragten sie:"Sind hier kleine Kinder drin?"
Gern verteilten sie auch Rutenstreiche und sammelten dafür Kekse, Kuchen, Wurst und Geld ein.
Nach den Festtagen, wurde der Christbaum wieder abgeschmückt und auf den Dachboden gebracht, damit kein Blitz das Haus treffe.

28.12.:
Am Tag der "unschuldigen Kinder", so hieß dieser, galt es alle nicht dringenden Arbeiten zu unterlassen, denn er galt als Unglückstag.
Die Holzhauer gingen nicht in den Wald zur Arbeit, die Bauern fuhren mit ihrem Gespann keinen Mist aufs Feld, die Hausfrauen unterließen das Hemdennähen. (Totenhemd)

Silvester:
Am letzten Tag des Jahres zogen die Kinder zu kleinen Gruppen oder im Geschwisterkreis, zum Vorsingen von Haus zu Haus, wobei sie meist in den Hausdielen standen und die nachstehenden Lieder sangen, in immer gleicher Reihenfolge:

a) "Aaltjahr, Nietjahr, moket mienen Büül schwar, met Äppeln un met Beern, dei wimme moorn verteern, oben in d'r Nöchten, hänget dicke Wöste, kleine loot jie hängen, dei dicken cheewet mek.”

b) "Slötel up'n Dieke, N.N. is ßau rieke, N. N. is Rau hübsch un chlatt, ek chläuwe, jie schenket mek aak noch watt."

c) “Ich bin der kleine Dicke, ich wünsche Euch viel Glücke, ich wünsche Euch ein langes Leben, Ihr könnt mir auch fünf ('n paar) Pfennig geben."

Ein weiteres Lied aus alter Zeit:
,„Ek stooh up kaalen Steinen, mek früßt an miene Beinen, loot mek nech ßau lange stoohn, ek maut noch nooh Köln choon, Köln is'n wieen Weg, seith jie nech, dat et düster wärt, wärt, wärt."

Für das Singen gabes eine Belohnung in die mitgebrachten Beutel der Kinder: Äpfel, Nüsse, Honigkuchen (nicht der in Schnaps eingelegte) und Geld.
Zum Dank für die empfangenen Gaben, wurde nochmals gesungen: „Wir wünschen dem Herrn N. N. ein glückseliges, ein friedfröhliches, ein gesegnetes neues Jahr!"
Bei diesen Heischumzügen waren die Kinder nicht verkleidet.

30. 12.:
Am Altjahresabend zogen dann die jungen Burschen durchs Dorf zum Vorsingen. Sie sangen Kirchenlieder: "Hilf, Herr Jesu, laß gelingen" und  “Ach, wie laufen doch die Jahre."

Hierfür wurden ihnen Geldspenden und Wurst ausgehändigt. Hinterher vergnügten sie sich in den Gastwirtschaften.
Die jungen. Mädchen feierten im “Tropp” in den Wohnstuben.
Auch die Erwachsenen feierten in den Häusern. Sicherlich ging es überall recht lustig zu. Bier und Schnaps wurde reichlich gegossen und genossen. Das Schnapsbecken mit dem eingeweichten Honigkuchen stand auf dem Tisch. Sein Inhalt wurde mit einem Löffel genossen, wobei der Löffel in der Runde von Hand zu Hand gereicht wurde.

Von 12 - 1 Uhr läuteten in 3 Schauern die Kirchenglocken das neue Jahr ein. Die Jugend eilte dann zumeist auf die Straßen und begrüßte das neue Jahr mit Böllerschüssen. In den ersten Stunden des jungen Jahres wurde auch ausgiebig gegessen. Heringssalat, Wurst und Brot gaben für die nächsten Nachtstunden die erforderliche Grundlage. Es wurde auch dampfender Grog gereicht. Zu all diesen Herrlichkeiten hatte jeder vorher seinen Anteil beigesteuert.

Neujahrsmorgen:
An diesem ging der Bienenzüchter im großen Bogen um das Bienenhaus herum. Innerhalb dieses Bannkreises sollten im kommenden Sommer die Bienenschwärme sich festsetzen, um bequem und sicher wieder eingefangen zu werden.

1. Januar:
An diesem durfte kein Bienenvater sein Grundstück verlassen, sonst flögen ihm im Sommer die Bienenschwärme weg.

Neujahrsnacht:
In dieser klopften zwischen 12 und 1 Uhr, die hiesigen Bienenzüchter an die Bienenkörbe, damit die Bienen viel Honig eintragen sollten.
Mir wurde versichert, daß der alte Imker Hesse, der im Hause von Ludwig Gerlt, auf dem Thieberg gewohnt hat, diesen Brauch noch getreulich ausgeführt hat.

Von einigem Aberglauben um die festliche Zeit der Jahreswende wurde mir noch berichtet:
- Die Hexen treffen sich in den 12 heiligen Nächten auf einem Kreuzweg im Walde.
- Zwischen den Festen darf keine Hülsenfruchtsuppe gekocht werden, es gibt sonst Schwären und Schorfe.
- In diesen Tagen keine Wäsche auf die Leine hängen, sonst erhängt sich einer aus der Familie.
- Es soll auch kein Mist aufs Land gefahren werden.
- Wenn im Christmonat die Kirchhofstür geöffnet wird, sterben im neuen Jahr viele Leute.
- Glück bringt es aber, wenn man im Stall öfters das Vieh aufjagt und im Garten die Obstbäume tüchtig schüttelt.

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